Incoterms: Ein Leitfaden für den Internationalen Handel

2. September 2024
Incotearms bei Warenimport

Die Incoterms (International Commercial Terms) sind ein wesentliches Element des internationalen Handels. Sie dienen als standardisierte Handelsklauseln, die Käufer und Verkäufer darüber informieren, wer für welche Aufgaben, Kosten und Risiken während des Transports von Waren verantwortlich ist. Diese von der Internationalen Handelskammer (ICC) entwickelten Regeln werden weltweit genutzt, um Missverständnisse zu vermeiden und den globalen Handel zu vereinfachen. In diesem Artikel geben wir einen Überblick über die wichtigsten Incoterms und deren Bedeutung für Unternehmen.

1. Was sind Incoterms?

Incoterms sind standardisierte Klauseln, die in internationalen Kaufverträgen festlegen, welche Partei (Käufer oder Verkäufer) für die Organisation und Bezahlung bestimmter Teile des Transportprozesses verantwortlich ist. Die aktuelle Version, Incoterms 2020, enthält elf Klauseln, die in zwei Gruppen unterteilt werden können:

  1. Incoterms für alle Transportarten
  2. Incoterms speziell für den See- und Binnenschifftransport

Jede dieser Klauseln definiert präzise die Verantwortlichkeiten für den Transport, die Versicherung, die Zollabfertigung und das Risiko der Beschädigung oder des Verlusts von Waren.

2. Überblick über die wichtigsten Incoterms 2020

Incoterms für alle Transportarten:

  • EXW (Ex Works / Ab Werk):
    Der Verkäufer stellt die Ware an seinem eigenen Standort oder an einem anderen benannten Ort (z.B. Werk, Lager) zur Verfügung. Der Käufer trägt alle Kosten und Risiken ab dem Moment, in dem die Ware das Werk verlässt.
  • FCA (Free Carrier / Frei Frachtführer):
    Der Verkäufer liefert die Ware an einen vom Käufer benannten Frachtführer. Der Verkäufer übernimmt die Kosten und das Risiko bis zu diesem Punkt, danach gehen sie auf den Käufer über.
  • CPT (Carriage Paid To / Frachtfrei):
    Der Verkäufer trägt die Kosten für den Transport bis zum benannten Bestimmungsort. Das Risiko geht jedoch bereits mit der Übergabe an den ersten Frachtführer auf den Käufer über.
  • CIP (Carriage and Insurance Paid To / Frachtfrei versichert):
    Ähnlich wie CPT, jedoch mit dem zusätzlichen Vorteil, dass der Verkäufer auch eine Versicherung abschließt, die das Transportrisiko bis zum Bestimmungsort abdeckt.
  • DAP (Delivered at Place / Geliefert benannter Ort):
    Der Verkäufer trägt alle Kosten und Risiken bis zur Ankunft der Ware am benannten Bestimmungsort. Der Käufer ist verantwortlich für die Entladung und die nachfolgende Einfuhrabwicklung.
  • DPU (Delivered at Place Unloaded / Geliefert benannter Ort entladen):
    Der Verkäufer ist für den Transport der Ware bis zum Bestimmungsort verantwortlich, inklusive der Entladung. Dies ist die einzige Klausel, bei der der Verkäufer die Verantwortung für die Entladung trägt.
  • DDP (Delivered Duty Paid / Geliefert verzollt):
    Der Verkäufer übernimmt alle Kosten und Risiken bis zur Lieferung der Ware an den benannten Bestimmungsort, inklusive der Zollabfertigung und der Zahlung von Zöllen und Steuern. Der Käufer hat somit die geringsten Verpflichtungen.

Incoterms für See- und Binnenschifftransport:

  • FAS (Free Alongside Ship / Frei Längsseite Schiff):
    Der Verkäufer liefert die Ware bis zur Längsseite des Schiffs im benannten Verschiffungshafen. Ab diesem Punkt übernimmt der Käufer die Kosten und Risiken.
  • FOB (Free on Board / Frei an Bord):
    Der Verkäufer trägt die Kosten und Risiken, bis die Ware an Bord des Schiffs im Verschiffungshafen verladen ist. Danach gehen die Kosten und Risiken auf den Käufer über.
  • CFR (Cost and Freight / Kosten und Fracht):
    Der Verkäufer übernimmt die Kosten bis zum Bestimmungshafen, das Risiko geht jedoch auf den Käufer über, sobald die Ware an Bord des Schiffs verladen ist.
  • CIF (Cost, Insurance and Freight / Kosten, Versicherung und Fracht):
    Ähnlich wie CFR, aber der Verkäufer ist auch verpflichtet, eine Versicherung abzuschließen, die das Transportrisiko bis zum Bestimmungshafen abdeckt.

3. Die Bedeutung der Incoterms im Handel

Die Incoterms spielen eine zentrale Rolle bei der Gestaltung internationaler Verträge und Lieferketten. Sie sorgen für Klarheit über die Verantwortlichkeiten und Risiken, was das Vertrauen zwischen den Handelspartnern stärkt. Indem sie Missverständnisse und Streitigkeiten vermeiden, tragen sie dazu bei, den internationalen Handel effizienter und sicherer zu gestalten.

Für Unternehmen ist es entscheidend, die verschiedenen Incoterms zu verstehen und den richtigen Terminus für ihre spezifische Situation zu wählen. Dies kann den Unterschied zwischen einem erfolgreichen und einem problematischen Handel ausmachen.

4. Auswahl des richtigen Incoterms

Die Wahl des richtigen Incoterms hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Transportweg: Bestimmte Incoterms sind nur für den See- und Binnenschifftransport geeignet.
  • Verantwortlichkeiten: Wie viel Kontrolle möchte der Verkäufer oder Käufer über den Transportprozess haben?
  • Kosten: Welche Partei soll die Kosten für den Transport, die Versicherung und die Zollabfertigung übernehmen?
  • Risiko: Wer soll das Risiko während des Transports tragen?

Fazit

Die Incoterms sind ein unverzichtbares Werkzeug im internationalen Handel. Sie sorgen für klare Absprachen zwischen Käufer und Verkäufer und minimieren das Risiko von Missverständnissen. Für Unternehmen, die international handeln, ist es essenziell, die Incoterms zu verstehen und korrekt anzuwenden, um erfolgreiche Geschäfte abzuwickeln und die eigene Position im globalen Markt zu stärken.